Spartakiade – Marathonlauf für Entwickler

Am Wochenende von 21-22. März hat im Berlin die vierte Spartakiade stattgefunden. Die Idee der Veranstaltung ist einfach: eine Open Space-(Un)Konferenz, die ausschließlich aus Workshops besteht.

Ich habe bisher noch nie geschafft, die Spartakiade zu besuchen. Bis jetzt. Mein Urteil: volle Punktzahl. Diese zwei Tage machen zusammen mit den anderen Open Space Events (Developer Open Space in Leipzig, Open Space Süd in Karlsruhe und Shorty Open Space, der immer spontan via Twitter organisiert wird ) die Sache rund.

Wir waren über 100 Teilnehmer, die in den 2 Tagen 19 Workshops besucht haben. Unsere Coaches genau so wie die Organisatoren sind really most valuable persons der Community, die mehr als unseren Dank verdienen: ein großer fetter Dank von mir nochmal an euch alle (ich hätte Angst, dass ich jemanden vergesse, deshalb schreibe ich hier keine Namen. Aber sie sind alle auf der Homepage der Spartakiade zu finden).

Ich meine, es ist schon großartig, dass wir die Workshops unter traumhaften Bedingungen, in den Räumlichkeiten von Immobilienscout24 haben dürften. Aber einen vollen Kofferraum Gadgets zu besorgen um das Workshop “Smart Things” vorzubereiten, oder neben der Arbeit sich in das Thema Graphdatenbanken einzuarbeiten UND die Präsentation an die 15 oder so “ausgehungerten” Entwickler vorzustellen –  nur um zwei von den Workshops zu erwähnen – , das macht man nicht mal so. Genauso wenig, wie für das Mittagessen mal 1 bis 3 Stunden im verregneten und kalten Berlin neben dem Grill auf der Straße zu stehen und für den zweiten Tag sich einen Burger-Wagen auszudenken, dann ist das schon viel viel mehr, was man normalerweise tun muss. Sowas entsteht nur durch voller Hingabe.

Ich habe hier keine Details über die Workshops, die ich besucht habe, genannt, weil sie auf jedem Fall eigene Blogposts verdienen. Ich kann nur eine Bemerkung eines Kollegen zurückgeben: “die Kosten, die durch dieses Wochenende entstanden sind, sind peanuts im Vergleich dazu, wie viel wir gelernt haben und wie viel return-of-investment aus dieser Investition entstehen wird!”

Wie gesund ist eigentlich mein Code?

 

software quality metric: A function whose inputs are software data and whose output is a single numerical value that can be interpreted as the degree to which software possesses a given attribute that affects its quality.

 Definition nach IEEE Standard 1061 – [Quelle: Wikipedia]

Jede Software, deren Code länger als ein paar hundert Zeilen ist, wird irgendwann den Punkt erreichen, dass man den Code auf Anhieb nicht mehr verstehen kann. Die meisten von uns schreiben Code, der älter als ein paar Monate ist und noch ganz viele Jahre erhalten bleiben soll. (Alle, die das nicht wollen, können hier aufhören zu lesen).

Das Problem, das man früher oder später bekommt, ist die Komplexität unter Kontrolle zu halten. Jeder neuer Kollege hat das Problem, unbekannten, vorhandenen Code so schnell wie möglich zu verstehen. Für beide Fälle ist es sehr hilfreich, wenn man Tools zur Hand hat, die zum Beispiel die Zusammenhänge und Abhängigkeiten visualisieren können.

Als ich bei dem Open Space Karlsruhe die Frage gestellt habe, was die .NET-Community zu diesem Zweck nutzt,war die einstimmige Antwort : NDepend.  Code Metriken sind wichtig, sie sind aber nicht allmächtig. Wenn man allerdings wissen möchte, wie gesund sein Code ist, was sich verschlechtert hat und welche Baustellen aufgeräumt wurden, dann ist NDepend das de facto Standardtool, welches benutzt wird.

Was macht das Tool eigentlich?

Um all die Features zu beschreiben, die NDepend hat, würde man sehr viel Platz und Zeit benötigen – und zum Glück ist dies gar nicht nötig: auf deren Webseite findet man alles, was man braucht: Bilder, Erklärungen, weiterführende Links.

Ich würde hier nur zwei wichtige Funktionalitäten herausheben:

  • Visualisiert

MVC-Runtime Dependency Graph
Abhängigkeiten im MVC-Runtime

 

Auf diesem Bild sieht man, dass man gar nichts sieht 😀

Stellt euch mal vor, ihr müsstet ab sofort an MVC weiterentwickeln. Wo würdet ihr anfangen? Ich würde hiermit beginnen und immer mehr reinzoomen.

Alle Verwender von DotNetOpenAuth.OpenId

 

  • Erklärt

Das coolste für mich bei NDepend ist eigentlich nicht die Tatsache, dass es mir Statistiken und Grafiken liefert, sondern, dass es sie mir Diese auch  erklärt!

 

Interne Abhängigkeiten von DotNetOpenAuth.OpenId

 

Genau so läuft es auch mit den Metriken. Ich will nicht wissen, wie diese berechnet werden – eventuell später –  aber ich will wissen, was es bedeutet, wenn ein Wert zu hoch oder zu klein ist. Und das Tool erklärt dies alles oder leitet mich gezielt dahin weiter, wo es erklärt wird. Und so, ohne es zu merken, habe ich etwas gelernt, was meine Codequalität höchstwahrscheinlich erhöhen wird. Ich kann dadurch ein besserer Programmierer werden.

Es gibt noch sehr viele Gründe, wofür man NDepend ausprobieren bzw. nutzen sollte. Spätestens, wenn ein Team sich für gemeinsame Regeln einigen möchte, sollte man die Einhaltung durch Tools wie dieses und StyleCop and co. absichern. Dadurch wird irgendwann egal, wie ungesund unserer Code heute ist, morgen wird es ihm auf jedem Fall besser gehen – und uns auch.

You never code alone!

Meine letzte Woche in der Arbeit würde ich gerne the cleverbridge-University-Woche nennen, so großartig war sie. Wir haben 3 von 5 Tagen damit verbracht, unseren Code, unsere Prozesse, unseres Miteinander zu analysieren, zu sezieren, zu verbessern:

  • Dienstag hatten wir fast einen ganz Tag Architektur-Workshop um die Vision und die Strukturen für unseren Code zu definieren.
  • Den Freitag haben wir gemeinsam bei der dotnet-cologne 2014 verbracht.

Das wichtigste hat allerdings am Donnerstag stattgefunden: wir haben uns einen ganz Tag Zeit genommen, um von Ilker, meinem TDD-Mentor, so viel wie möglich über Specs, Tests, Teams und Kommunikation zu verstehen.

Es geht nichts über Verstehen!

from requirement to specifications
Wie schafft es ein Team, das und nur das zu bauen, was der Kunde braucht?

  1. Findet alle zusammen – product owner, Entwickler, Tester – das richtige Wording, die “ubiquitous language” heraus, die die Anforderung beschreiben
  2. Versteht alle zusammen, worum es geht.
  3. Definiert zusammen das Feature
  4. Schreibt zusammen die Akzeptanzkriterien

Wie werden eigentlich eine paar Menschen zu einem Team?

Dies ist wahrscheinlich das Problem aller Firmen weltweit, die sich weiterentwickeln möchten. Und das zu Recht: stell dir vor, du bist ein C#-Entwickler mit zum Beispiel Schwerpunkt Web, hast JavaScript warscheinlich noch nie als Programmiersprache betrachtet und von der Arbeit der anderen C#-Entwickler weißt nichts, außer dass sie existiert und sie irgendwann später erfolgen wird, nachdem du deine Aufgaben schon längst erledigt hast. Einen Abteilungsleiter hast natürlich auch und deine Entscheidungsgewalt beschränkt sich auf “soll ich foreach oder lieber LINQ verwenden?”

Das ist allerdings nicht alles: deine Aufgaben überschreiten niemals die Grenzen deiner Abteilung, genauso wenig wie dein Verständnis über die Anforderungen. Und das stört dich seit langem und nicht nur dich sondern auch den JavaScript-Typen und die Frontend-Entwicklerin und wenn du Glück hast, dann auch deinen Abteilungsleiter. Wenn das der Fall ist, dann hat deine Firma Glück: ihr seid offen für ein Crossfunktionales Team. Ihr musst nur diese Frage bejahen:

Bin ich bereit, jede Rolle in diesem Team zu erfüllen?
Auch mit der Gefahr, dass ich das nicht kann? Wenigstens noch nicht, oder noch nicht gut genug…

Jedes Team braucht noch ein paar Zutaten:

  1. Ein Ziel
  2. Eine Partizipation – eine gemeinsame “Teilhaberschaft”
  3. Den Respekt der Individualität
  4. Die gemeinsame Verantwortung

oder wie Ilker sagt “oder mindestens 3 davon plus jemanden, der die anderen die ganze Zeit daran erinnert”.

 

Ich will nicht behaupten, dass wir bereits alles darauf haben – aber wir sind auf dem besten Wege dahin. Und was das Wichtigste ist: wir werden diesen Weg sicherlich nicht verlassen.