NOS Süd – ein etabliertes Konzept

Man nehme 50 bis 80 engagierte Menschen, ein gemeinsames Thema (Softwareentwicklung rund um .NET), 4 oder 5 Räume mit vielen Stühlen und ein paar Steckdosen und Flipcharts oder Beamer, gebe ausreichend Kaffee und ein Versprechen auf ein späteres Bier dazu. Man gebe ihnen alle Freiheiten der Kreativität – und eventuell ein Paar Gadgets, da es vorwiegend um Männer geht 😉 – und lasse sie machen. Fertig ist das OpenSpace-Gericht, mit Erfolgsgarantie.

 

Nach ca. 60 Stunden werden alle NOS-Süd 2011 mit einem gefüllten “mentalen” Rucksack verlassen! Manche werden konkrete technische Fragen geklärt bekommen haben, manche werden in ihrem Vorgehensweisen bestätigt und manchen werde eine ganz neue Richtung aufgezeigt. Manche lernen endlich die kennen, dessen (deren) Blogs sie seit langem lesen und manche werden aus der Anonymität “des einsamen Softwareentwicklers” herauskommen und sich als “Nerds” outen. Es werden Freundschaften gegründet und sicherlich auch künftige Geschäftsbeziehungen.

 

Und alle gehen müde und voll mit Tatendrang nach Hause, sich in der Community weiter zu engagieren und nächstes Jahr wieder zu kommen.

 

Das alles ist Open Space und gilt speziell für den .NET Open Space Süd, der an diesem Wochenende abgehalten wurde. Erstens war er schon für das zweite Mal in Karlsruhe, wo es bekanntermaßen immer schönes Wetter ist 😉 Zweitens waren da gerade so viele Menschen, dass keine Person und/oder Frage untergehen konnte. Aber das besondere “Salz” lieferten die Organisatoren dazu: Frank, Alex, Ralf und Aydin und all ihren großartigen Helfer. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wo sie die Zeit und Energie finden, das alles “so nebenbei” zu organisieren. Manchanderer findet nicht mal genug Zeit, zu einem User Group-Treffen hin zu gehen und die Jungs opfern ihre Freizeit dafür, uns diese jährliche Treffen zu organisieren. Nochmal DANKE dafür!

 

Ja, und nur zur Info: ich habe mir ein Twitteraccount eingerichtet 🙂

dotnet-cologne: veni-vidi-vici!

Am letzten Freitag fand die dotnet Cologne zum 3. Mal statt. Ich habe die ersten 2 Male nicht teilgenommen, aber wie ein Freund meinte, diesmal hatte ich “Heimvorteil” 🙂 Nach der langen Pause, bedingt durch Beinbrüche, Umzüge und ähnliche Erfahrungen, hatte ich regelrechte Entzugserscheinungen: Entzug von der Community.

Principles, patterns, and practices are important, but it’s the people who make them work. – Robert C. Martin aka Uncle Bob

Es war super! Über 300 Leute, darunter sehr-sehr viele bekannte Gesichter, riesen Freude sie wieder zu sehen. Der erste Vortrag, den ich besucht habe, hieß “Agile Architekturen” und wurde von Ilker abgehalten. Er hat zwei konkrete Beispiele – die Hexagonale Architektur von Alistair Cockburn und Data Context Interaction, der “neue MVC” – vorgestellt, samt Fallbeschreibung und Code für jeweils ein User Case. Wir dürften/sollten uns dann eine Meinung über die Lösungen bilden und diese Meinung auch kundtun. Es wurde schnell klar, dass jede Variante ihre Vor- und Nachteile hat, und dass die allgemein gültige “agile Architektur” nicht wirklich existiert.

 

Nach der Pause ging es dann für mich mit Daniel “REST Wars: WCF WebHTTP vs. ASP.NET MVC” weiter. Es war eine sehr interessante und kompetente Präsentation. Am Ende hatte ich eine ganz genaue Vorstellung darüber, WOZU man REST verwenden soll und welche technologische Möglichkeiten man hat. Notiz an mich: WCF WebAPI bei Codeplex anschauen.

 

Als Lunch-Session wollte ich unbedingt von Sergey über psake hören, aber die Zeit ist bei den Gesprächen mit den Jungs von User Group Karlsruhe irgendwie verflogen. Dafür habe ich stattdessen Kay Giza kennengelernt 🙂 Endlich kann ich ein Gesicht zu jener Person zuordnen, die mir seit Jahren regelmäßig Tipps und Empfehlungen schickt. Er hatte selbst eine Session über MSDN vorbereitet und ich hätte ihn sehr gern gehört, aber er war parallel mit der Azure-Session und an dieser musste ich auf jedem Fall teilnehmen. Also hat Kay meine Fragen zum MSDN zwischen a flying coke ( 😉 you know what I mean) und einen Kaffee im Foyer beantwortet. Danke schön 🙂

 

Der “Überflieger” des Tages war eindeutig Bart de Smet – der Mann, der in seiner Freizeit u.a. Sudoku mit c# (Stichwort Microsoft Solver Foundation) löst.
Ich konnte leider nur den ersten von 2 Vorträgen besuchen, über “LINQ to Everything” – und das hat er wirklich wortwörtlich gemeint. (Stichwort IQbservable, IScheduler)

 

Der vorletzte Vortrag war der bereits erwähnte “Azure: Portierung einer Anwendung”. Wir haben einen kleinen Überblick von der Zusammensetzung von “the Cloud” bekommen, und die “Do’s and Dont’s” dazu. Und mir wurden diese zwei Tatsachen klar: in der Cloud alles kostet Geld und ohne Clean-Code (insbesondere ohne Dependency Injection) braucht man darüber gar nicht nachzudenken. Wenn aber die Vorbedingungen erfüllt sind, dann geht das Portieren super schnell und einfach.

 

Last but not least habe ich mir eine Session über “Rich-Internet Apps & Mobile Anwendungen mit HTML5…” gegönnt, ein Thema, mit dem ich mich zur Zeit nicht direkt beschäftigen muss – zur Entspannung so zusagen 😉 Also dies war eine super Entscheidung, Tim Fischer ist ein großartiger Vortragender! Als Nebeneffekt habe ich erfahren, wie man JavaScript-Code ohne es zu schreiben generiert (Stichtwort Sencha) und was hinter dem Begriff HTML5 steckt.

 

Damit war für mich das Pflichtprogramm zu Ende, aber natürlich nicht der Tag.
Jeder, der bei solchen Community-Events schon teilgenommen hat, weiß, dass die besten Gespräche rund um Entwickler-Sein bei dem/den abschließenden Bier/en danach geführt werden. So hatte ich die Ehre, endlich codemurai kennen zu lernen und die Meinungen der anderen über Themen wie “warum ist Softwareentwicklung einer Männerdomaine” oder “Absatzmarkt China” oder “das Geheimniss hinter dem Erfolg von osteuropäischen Softwareunternehmen” zu hören.

 

Es war schön, es war anstrengend und es war sehr lehrreich.
Genauso, wie eine Konferenz sein soll.

 

Tausend Dank an das Orga-Team und an die Sprecher für ihre großartige Arbeit und für ihre Mühe, diese Community zu stärken und zu pflegen.
“Individuals and Interactions over Processes and Tools” – wie das Agile Manifest es so schön definiert – weil wo wären wir, wenn das nicht war wäre?!

 

Das nächste Event – NOS Süd 2011 – wartet schon…

Design copy-paste

www.codekicker.de
Irgendwann Anfang Februar habe ich von Marco Parrillo (Neue Mediengesellschaft Ulm mbH) eine Empfehlung für: “codekicker.de – Die deutschsprachige Entwickler-Community | Machen Sie mit!” bekommen. Ich finde so was immer super und habe die E-Mail sofort an meinen Kollegen weitergeleitet (die Empfehlung kam ja von einer seriösen Gesellschaft).

Ich hatte in der Arbeit keine Zeit, also habe ich die Seite erst am Abend geöffnet :
www.stackoverflow.com

Oh, dachte ich, super: eine deutsche Tochter von stackoverflow!

Auf den ersten Blick konnte man das nirgendwo sehen, also habe ich alles durchsucht: Impressum, Kontakte, sonstige Infoseiten, aber gar nichts… Danach habe ich einfach die Suchfunktion benutzt, aber das einzige Ergebnis eine Frage zu einem Stackoverflow-Exception war.

Durch googeln bin ich fündig geworden: die Seite ist gar keine Tochterseite von stackoverflow, sie wurde einfach nur kopiert! Auf die Suchbegriffe stackoverflow + codekicker habe ich folgende Diskussion bei stackoverflow gefunden:

In germany a Stackoverflow-like site was created, that is very, very similar to Stackoverflow in the mechanics of reputation and badges etc. That is so similar, that I think they could use the same software. Did you sell it to them? Or are they using a very similar clone-software? The Community I have in mind is Codekicker.

Das war ernüchternd (und gleichzeitig komisch, da es offensichtlich eine Diskussion auf codekicker über das Thema gibt, aber irgendwie doch nicht gefunden wird).
Als ich dann die Antworten der Betreiber der Seite gelesen habe, wurde ich richtig enttäuscht:

Vielen Dank für deine Anteilnahme an unserem Projekt 😉 Du darfst uns gerne auf unserer Feedbackseite gründlich deine Meinung sagen. Per Mail oder Telefon bin ich heute den ganzen Tag zu erreichen.

Gruß,
Marvin

Irre ich mich, oder waren die 2 Studenten sogar stolz auf ihre copy-paste Fähigkeiten? Und kann es wirklich sein, dass alle das ok finden und keine daran was auszusetzen hat? Ich meine, sogar die Logos sind ganz ähnlich. Und auch, wenn stackoverflow den Code nicht patentiert hat, jemand hat sich ja richtig viel Mühe gemacht, das Design auszudenken, angefangen mit den Farben bis zum Gesamtbild.

Die Antworten variierten zwischen “das macht ja nichts, Hauptsache ist es auf Deutsch” und “wenn es dir nicht passt, dann nutze es nicht!” – was für mich erst Recht keine Antwort ist.

Ich überlege nun seit ein paar Wochen, ob ich das hier ansprechen soll, aber ich möchte eure Meinung wissen:

  1. Bin ich wirklich die einzige, die diese Tatsachen stören? Wäre es wirklich zu viel gewesen, irgendwo auf der Seite ein Dankeschön an stackoverflow auszugeben?
  2. Auch wenn das von 2 Studenten OK wäre, ist es auch in Ordnung, dass nun mehrere renommierte Zeitungen ihren guten Namen dazu geben?
  3. Ist es dann auch in Ordnung, dass diese Zeitungen mit einer kopierten Seite Geld machen wollen – da sie ja kräftig Werbung dafür machen? Und diesen Satz habe ich gar nicht verstanden: “mit codekicker.de ist am 1. Februar 2011 die neue deutschsprachige Community-Plattform für Entwickler gestartet”? Die Seite gibt es ja schon seit Juli 2009.

Eins ist sicher: ich empfinde großen Respekt gegenüber Jeff und Joel und die anderen von stackoverflow und ich finde, sie leisten großartige Arbeit (auch, wenn sie dies sicher nicht umsonst tun). Genauso einen Respekt habe hatte ich auch vor den Redakteuren dieser Zeitungen. Durch sie aber – da ich ihre Empfehlung weitergeleitet habe – habe ich nun auch eine Sache unterstützt, deren Betreiber es meiner Meinung nach nicht verdient haben. Mein Fehler, wird so bald sicher nicht wieder passieren.